Die meisten Opfer bei einem Brand sterben nicht an den Flammen. Es ist der Rauch, der sie umbringt. Die neuen Baumaterialien machen ihn immer giftiger. Er ist inzwischen so gefährlich wie ein Kampfgas für den Kriegseinsatz.
Im Jahr 2001 wurde die Aktion “Rauchmelder retten Leben” gestartet. Auch die Feuerwehr Berka möchte sich daran beteiligen und ihnen mit diesem Artikel anhand von Zahlen und Fakten die vielfach unterschätzte Gefährlichkeit des Brandrauches erläutern. Sollten Sie sich nach dem Lesen dafür entscheiden, einen Rauchmelder anzuschaffen oder zumindest einmal darüber nachzudenken, hat sich unsere Mühe mit diesem Artikel gelohnt. Denn die Feuerwehren haben nicht nur die Bekämpfung von Gefahren zur Aufgabe, sondern auch die Vorbeugung.
Ca. 600 Menschen werden jährlich in Deutschland Opfer eines Brandes, 80% tötet der Rauch.
Brandschäden (1 Milliarde Euro) entstehen zum Großteil ebenfalls durch den Rauch. Dieser legt sich als zäher, ätzender Schleim innerhalb von Minuten auf Gegenstände.
Die große Gefahr: während man dem sichtbaren und lokal begrenzten Feuer normalerweise entrinnen kann, überfällt der Rauch seine Opfer blitzschnell und lässt ihnen kaum eine Chance.
In den letzten 20 Jahren vervierfachte sich die Zahl der tödlichen Rauchvergiftungen, denn die Brände werden immer rauchintensiver. Dies liegt an dem Einsatz von Kunststoffen, welche vielfach in Gebäuden verwendet werden.
Ein brennendes Kunststofftelefon kann ein Einfamilienhaus binnen kürzester Zeit komplett verqualmen.
Für Feuerwehren besteht daher heute nicht nur die Aufgabe den Brand zu bekämpfen, sondern auch eine “Rauchbekämpfung” durchzuführen. Während früher der Rauch hauptsächlich aus Rußpartikeln, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid bestand, sind diese giftigen Substanzen heute nur noch die “Grundausstattung”.
Inzwischen kennt man 5000 giftige Substanzen, die der Brandrauch enthalten kann.
Unter der Einwirkung von Hitze entstehen aus normalerweise harmlosen Gegenständen große Mengen an hochgiftigen Subtanzen.
100 g Kunststoff genügen, um eine 80 m² Wohnung in eine tödliche Gaskammer zu verwandeln.
Eine 10 kg schwere Schaumgummimatratze, z.B. aus einem Kinderbett, erzeugt 25.000 m³ (etwa 30 Einfamilienhäuser) Rauch .
Und auch die Vorstellung die Wohnung bei einem Brand noch rechtzeitig verlassen zu können, ist in den meisten Fällen nicht richtig, denn:
Bei einem Wohnungsbrand ist alles dunkel, denn der Rauch versperrt komplett die Sicht. Menschen verlieren in ihrer eigenen Wohnung die Orientierung.
Rauch tötet seine Opfer auch noch in großer Entfernung vom Brandherd. Beim Brand der Gletscherbahn von Kaprun am 11.11.2000 kamen 155 Menschen ums Leben. Davon wurden 3 Personen in der 3 km entfernten Bergstation, in der es nicht brannte, vom Rauch getötet.
Viele Menschen reagieren falsch, wenn sie vom Rauch überrascht werden.
Völlig falsch ist, sich in Schränken oder unter dem Bett vor dem Rauch zu verstecken.
Völlig falsch ist, Türen zu Brandräumen zu öffnen, da hierdurch zum Einen der Rauch sofort hereinkommt, und zum Zweiten der Rauch durch die Sauerstoffzufuhr sofort explodieren kann.
Der Rauch selber ist gefährlich, durch die darin enthaltenen giftigen Substanzen. Kohlendioxid und Kohlenmonoxid zählen dabei noch zu den “harmlosen” Gasen. Stoffe wie Polypropylen (PP), Polyethylen (PE), Polyvinylchlorid (PVC), woraus viele Haushaltsartikel, Verpackungen usw. hergestellt werden, erzeugen hoch giftige Gase. z.B.
Aceton, Acetaldehyd und Äther wirken betäubend und verursachen Übelkeit und Erbrechen.
Formaldehyd reizt die Augen und erschwert die Atmung.
Crotonaldehyd führt zum Glottisödem, bei dem der Kehlkopf blitzartig anschwillt. In den meisten Fällen hilft hier nur noch ein sofortiger Kehlkopfschnitt um den Erstickungstod zu verhindern.
Bei Bränden von PVC-Fußböden kann Phosgen entstehen, einer der entsetzlichsten Kampfstoffe, den die Menschheit je entwickelt hat. Dieser zerstört die Schleimhaut der Lunge, wodurch sich die Lunge mit Lymphflüssigkeit füllt. Das Opfer ertrinkt an seiner eigenen Körperflüssigkeit.
Daher ist das Wort “Kampfstoff” in der Überschrift nicht übertrieben. Das größte Problem bei Bränden ist jedoch die Chlorchemie. Viele Kunststoffe, Farben usw. werden auf Chlorbasis hergestellt. Bei Bränden wird leicht Chlor, welches an sich ein Reizgas ist, freigesetzt und kann neue Verbindungen eingehen, z.B. Senfgas, Chlorzyan
Chlorwasserstoff (ergibt zusammen mit Wasser die ätzende Salzsäure.)
Tränengase CN und CS
Eine weitere Gefahr stellt das viel verwendete Polystyrol dar.
Unvollständig verbrannt setzt Polystyrol das Gas Styrol frei. Dieser Stoff greift das zentrale Nervensystem an.
Als Konsequenz dieser Tatsachen wird überlegt, beim Bau wieder verstärkt natürliche Materialien einzusetzen, um so die Entstehung der toxischen Gase zu verhindern oder wenigstens zu verringern.
Zitat eines Bauphysikers: “Wäre es zugelassen worden, die Decke des Düsseldorfer Flughafens mit Holzfaserdämmstoffen auszukleiden, hätte es wahrscheinlich keine Todesfälle gegeben.”
Aber auch sie können aktiv werden! Angesichts der Tatsache, dass 95% der Wohnhausbrände Schwelbrände (wenig Flammen, viel Rauch) sind, kann die Anschaffung eines Rauchmelders nur Vorteile bringen. Denn ein Rauchmelder schlägt schon bei geringer Rauchkonzentration Alarm und warnt sie rechtzeitig durch einen lauten Ton.
Interessant ist, dass nachdem in den USA die Rauchmelder via Gesetz zum Muß erklärt wurden (93% der Haushalte dort haben Rauchmelder), die Zahl der Brand- und Rauchopfer um 40% zurückging.
In Deutschland sind leider nur 5% der Haushalte mit Rauchmeldern ausgestattet. Wenn sie diese Zahl erhöhen wollen, ist jetzt der richtige Zeitpunkt.
Zum Schluss: Die 5 häufigsten Ausreden, um sich keinen Rauchmelder anzuschaffen.
1. Wenn es brennt, habe ich mehr als 10 Minuten Zeit die Wohnung zu verlassen.
Falsch! Sie haben im Durchschnitt nur 4 Minuten zur Flucht. Eine Rauchvergiftung kann bereits nach 2 Minuten tödlich sein.
2. Meine Nachbarn oder meine Haustiere werden mich rechtzeitig alarmieren.
Falsch! In 2 Minuten ist das nicht möglich. Besonders nachts, wenn ihre Nachbarn schlafen und die Haustiere nicht in ihrem Schlafzimmer sind.
3. Wer aufpasst, ist vor Brandgefahr sicher.
Falsch! Häufig sind elektrische Defekte Brandursache. Auch Brände bei den Nachbarn oder auch Brandstiftung treffen sie unverschuldet.
4. Steinhäuser brennen nicht.
Falsch! Das Mauerwerk vielleicht nicht, aber alles andere. Und wie beschrieben erzeugen Kunststoffe, wie z.B. ihre Sessel, den giftigen Qualm.
5. Rauchmelder sind zu teuer.
Falsch! Sie sind das beste Mittel zur Vorbeugung in Privathaushalten, sowohl vom Preis als auch von der Leistung.
Sie sollten sich fragen, wie viel ihnen ihr Leben wert ist!
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